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Basiswissen Nematoden

Was sind die typischen Symptome bei Nematoden-Befall und welche Schäden treten auf?

Rübenzystennematoden (Heterodera schachtii) sind in fast allen intensiven Zuckerrübenanbauregionen verbreitet und treten in den Befallsflächen nesterweise auf. Ein Frühbefall mit Nematoden kann in Ausnahmefällen sogar zum Absterben der jungen Zuckerrüben führen. Die typischen Symptome zeigen sich im Sommer an den Blättern und am Wurzelwachstum der Rüben.

Blattsymptome:

  • nesterweises Welken bei starker Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen im Sommer.
  • Nach Niederschlägen oder während der Nachtstunden erholen sich die Blätter wieder.
  • Bei stärkerem Befall vergilben die äußeren Blätter und sterben ab.
  • Nachwachsende Blätter sind deutlich schmaler.

Wurzelsymptome:

  • stark wachsende Seitenwurzeln, Wurzelbart.
  • kümmerliche Wuchsform.
  • verkürzte Hauptwurzel.

Die Zuckerrübe versucht die Schädigung durch die Nematodenlarven mit extremer Wurzelneubildung (Wurzelbart) zu kompensieren, da die Wasser- und Nährstoffaufnahme der Zuckerrübe stark eingeschränkt ist. Diese Symptome sind leicht mit denen bei Rizomania-Befall zu verwechseln. Eindeutig lassen sich Nematoden nur nachweisen, wenn sich anfangs weiße oder später braune Zysten (weibliche Nematoden) an den Wurzeln finden.

Der Nematoden-Befall wirkt sich direkt auf den Rübenertrag aus; es kann bis zu 40% Ertragseinbußen geben. Die Höhe der Schädigung ist davon abhängig, wie hoch die Populationsdichte der Nematoden ist (Eier und Larven/ 100 ml Boden), welche Boden- und Klimaverhältnisse vorherrschen sowie vom Aussaatzeitpunkt der Zuckerrüben. Je früher die Pflanzen durch die Nematoden attackiert werden, desto höher sind die zu erwartenden Ertragseinbußen. Außerdem erhöht sich durch die starke Seitenwurzelbildung der Erdanhang an den Zuckerrüben.

Der Rübenzystennematode (Heterodera schachtii) kommt in allen intensiven Zuckerrüben-Anbauregionen Europas vor. Er ist auch in Nordamerika und Asien verbreitet. Durch eine enge Zuckerrübenfruchtfolge und den Anbau von Raps (Brassica napus var. napus) und anderer Brassicaceaen wird die Ausbreitung von Nematoden zusätzlich gefördert.

Nematoden überdauern im Boden und an Pflanzenwurzeln in Form ihrer weiblichen Zysten. Die weiblichen Zysten sind zitronenförmig, stecknadelkopfgroß und mit dem bloßen Auge zu erkennen. Durch Wurzelausscheidungen werden die Larven und Eier in der Zyste zum Schlupf angeregt. Neben Zuckerrüben dienen auch andere Kulturpflanzen (Spinat, Raps und alle Kohlarten) und Wildarten (Gänsefußgewächse, Kreuz- und Schmetterlingsblütler, Knöterichgewächse) als Wirtspflanzen des Nematoden. Bei ausreichender Feuchtigkeit und Bodentemperaturen über 8 °C schlüpfen die Eier und Larven aus den braunen Zysten und dringen aktiv in die Zuckerrübenwurzeln ein. Die weiblichen Larven bilden ein Nährzellengewebe in der Wirtspflanze, werden optimal ernährt und bilden eine Zyste. Nach der Befruchtung durch ein Männchen stirbt das Weibchen ab und die neuen Eier und Larven überdauern in den Zysten. Die dickwandigen Zysten schützen die Eier und Larven, sie bleiben über 10 Jahre lebensfähig.

Wenn in der Zuckerrübenfruchtfolge auch Raps angebaut wird, ist es besonders wichtig, den Ausfallraps frühzeitig zu bekämpfen, bevor ein Entwicklungszyklus der Nematoden abgeschlossen werden kann. Behandeln Sie den Ausfallraps, bevor eine Bodentemperatursumme von 400 °C (Basistemperatur 8 °C) erreicht wird, mit einem Totalherbizid oder grubbern Sie die Pflanzen unter.

Wie beuge ich Nematoden-Befall vor bzw. wie bekämpfe ich Nematoden?

Einem Befall mit Nematoden können Sie kaum vorbeugen, auch gibt es keine zugelassenen chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten von Rübenzystennematoden im Boden. Nur biologisch, mit dem Anbau von resistenten Zwischenfrüchte und einer weitgestellten Fruchtfolge (mind. 4 Jahre), lassen sich Nematoden eindämmen. Mit Hilfe resistenter Zwischenfrüchten kann der Entwicklungskreislauf der Nematoden unterbrochen werden. Die Larven schlüpfen zwar aus den Zysten, können sich aber in den resistenten Pflanzen nur eingeschränkt ernähren und sterben ab. Zusätzlich kommt es zu einer Verschiebung des Geschlechterverhältnisses, da durch die mangelnde Ernährung vermehrt die weiblichen Nematoden absterben. Neben der Fruchtfolgeplanung und dem Anbau von resistenten Zwischenfrüchten, sollten Sie auf gefährdeten Standorten nur nematodentolerante Zuckerrübensorten für Ihren Anbau auswählen und so eine Ertragssicherheit herstellen.

Bei der biologischen Nematodenbekämpfung mit Zwsichenfrüchten sollten Sie auf einige Punkte achten:

  • Wählen Sie nur nematodenresistente Zwischenfrüchte wie Senf oder Ölrettich.
  • Die reduzierende Wirkung der Zwischenfrüchte lässt ab Blühbeginn nach, wählen Sie frühsaatverträgliche Sorten mit einer langen vegetativen Entwicklung und spätem Blühbeginn.
  • Der intensive Larvenschlupf findet nur bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit und einer Bodentemperatursumme von 400 °C bis 465 °C (Basis 8 °C) statt. Säen Sie die Zwischenfrüchte nach frühräumenden Hauptkulturen, z.B. Wintergerste, um eine bestmögliche Reduktion der Nematoden-Population zu erzielen.
  • Nur gut entwickelte, gleichmäßige Zwischenfruchtbestände erreichen eine ausreichende Nematoden reduzierende Wirkung.
  • Eine gute Wasserversorgung im Herbst ist Voraussetzung für einen leistungsstarken Zwischenfruchtbestand.
  • Achten Sie bei der Aussaat der Zwischenfrüchte auf eine sorgfältige Bodenbearbeitung, nur wo die Nematoden intensiven Wurzelkontakt haben, kommt es zum Nematodenschlupf und zu einer guten Entseuchung.
  • Zusätzlich hat der Zwischenfruchtanbau positive Effekte auf das Bodenleben (Gründüngung); Unkräuter werden unterdrückt und auswaschungsgefährdete Nährstoffe werden vor dem Herbst biologisch gebunden.
  • Zwischenfrüchte leisten einen wertvollen Beitrag zur Erosionsminderung und sind ein wichtiger Bestandteil im Mulchsaatverfahren zu Zuckerrüben.