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Planzen- und Bodenhilfsstoffe (Biologicals)

Was ist das?

Unter Pflanzen- oder Bodenhilfsstoffen versteht man natürliche Substanzen, welche das Pflanzenwachstum begünstigen, beschleunigen und homogenisieren. Diese sind nicht als Düngemittel deklariert und gehören auch nicht zu den chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Welches Ziel wird damit verfolgt?

Der Grundstein für ein zügiges und gesundes Wachstum wird schon während des Keimens und in der frühen Jugendentwicklung gelegt. Schon der Volksmund weiß, was auch für die Rübe gilt: „Was Hänschen nicht lernt… (lernt Hans nimmer mehr!)“

Insbesondere ein zügiges Wurzelwachstum mit einem hohen Anteil an Feinwurzeln trägt zu einer höheren Stresstoleranz und besseren „Fitness“ der kleinen Rüben bei. Häufig auftretende Stressfaktoren sind:

  • Trockenstress während des Aufgangs
  • Bodenverschlämmung mit vermindertem Gasaustausch und langsamerer Bodenerwärmung
  • Nachtfrost mit absterbenden Pflanzenteilen

Später im Jahr folgen häufig

Spätestens zu diesem Zeitpunkt entscheiden die Durchwurzelungstiefe und der Feinwurzelanteil über die Leistungsfähigkeit der Zuckerrüben und damit auch über ihren Ertrag. Um diese Stressphasen besser und schneller zu überwinden können die Bodenhilfsstoffe helfen.

Wie wird das Ziel erreicht? - Biologicals: natürlich natürlich!

Im Boden liegen normalerweise alle essenziellen Nährstoffe vor, nur sind diese nicht immer pflanzenverfügbar. Insbesondere Phosphor ist häufig nicht wasserlöslich und somit für die Pflanzen nicht nutzbar. Auch Stickstoff muss erst durch Nitrifikation für die Wurzeln aufnehmbar gemacht werden. Bodenhilfsstoffe sorgen für eine bessere Verfügbarkeit besagter Nährstoffe und ein sichtbar schnelleres Wurzelwachstum.

Wie kommen die Bodenhilfsstoffe an die Rübe?

Die Saatgutpillierung bei Zuckerrüben beinhaltet chemische Beizmittel wie Insektizide und Fungizide, welche die Rübenpflanzen gegenüber Schadinsekten und Bodenpilzen schützen sollen. Daneben kann sie auch Bodenhilfsstoffe und Mikronährstoffe enthalten. Mit der Ausbringung des Saatguts gelangen die Biologicals in einem Arbeitsgang in die unmittelbare Nähe der Keimpflanze.

Welche Erfahrungen gibt es?

Im Rahmen zweier Masterarbeiten konnten wir bei Betaseed erste Erfahrungen und Ergebnisse zum Thema Biologicals sammeln. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass die Stresstoleranz und insbesondere die Trockenstresstoleranz durch Biologicals verbessert wird.

Für die Verwendung von mit Biologicals ausgestattetem Saatgut gibt es keine abweichenden Handlungsempfehlungen im Vergleich zu nur mit Insektizid und Fungizid gebeiztem Saatgut. Biologicals unterliegen keiner Gefahrenklasse, sind weder toxisch noch ätzend oder brennbar. Da es sich jedoch um lebende Mikroorganismen handelt, sollten diese kühl und trocken gelagert und im Bezugsjahr gesät werden, um die beste Wirkung zu erzielen.

Wie kann die Trockentoleranz weiter verbessert werden?

  • Die Bodenbearbeitung sollte keine verdichteten und keine überlockerten Horizonte (z.B. Strohschichten) hinterlassen. Ideal ist ein tief durchwurzelbarer, gut rückverfestigter Boden, der eine gute kapillare Wasserversorgung aus tieferen Schichten gewährleistet. Siehe auch Thema Grundbodenbearbeitung.
  • Um ein für die Wurzeln optimales Umfeld zu gewährleisten sollte sich der pH- Wert im Idealbereich für die jeweilige Bodenart befinden. Dies fördert auch die Mikronährstoffaufnahme. Siehe auch Thema Düngung.
  • Die Rübe steuert ihren Wasserhaushalt mit dem Nährstoff Kalium. Eine ausreichende Versorgung bzw. eine Kalidüngung zu Rüben lindert daher Trockenstress. Dazu muss das Kali im durchwurzelten und wasserführenden Bereich des Bodens vorliegen. Folglich sollte die Kalidüngung möglichst vor der Saatbettbereitung erfolgen.
  • Im Gegensatz dazu werden Bor und auch Mangan in Trockenphasen im Boden schnell festgelegt. Daher sollten diese Nährstoffe als Blattdüngung zum „Reihenschluss“ flüssig ausgebracht werden.
  • Damit die Rüben gleichmäßig, ausreichend viel Licht und Boden zur Verfügung haben, sind hohe Feldaufgänge wichtig. In Regionen mit ausgeprägten Trockenzeiten empfehlen sich daher geringere Bestandsdichten mit 80-90.000 Pfl. /ha statt > 100.000 Pfl. /ha. Dies führt dazu, dass einzelnen Pflanzen mehr Standraum und Wasser zur Verfügung stehen.
  • Damit keine Energie und Biomasse für unnötigen Blattwechsel der Rüben verbraucht wird ist ein gesundes Blatt wichtig. Krankheiten verursachen Blattneuaustrieb und sind damit kontraproduktiv, besonders bei geringem Wasserangebot. Siehe auch die Themen Fungizid und Sortenwahl.